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VI. Von der Eintheilung und besonders vom Grundrisse
 
von Alfred Werner Maurer
Das Grundschema der Dreiflügel-Anlage bildet ein Rechteck von 65, 45 x 61,34 Meter bzw. 212´ 8“ 7“ x 199` 3“ 5“ Schuh. Das Corps de Logis hat eine Länge von 65,45 Meter mit 15 Fensterachsen; davon entfallen 3 auf den Mittelpavillon, 3 auf die Rücklage und 4 auf die Eckpavillons. Die Tiefe von 18,26 Meter ist durch 4 Fenster unterteilt. Die Länge der Seitenflügel mißt 43,03 Meter mit 10 Achsen, davon 7 in den Rücklagen.. Der NO- und SW-Pavillon ist mit 3 Fenster 14,98 Meter lang und mit 4 Fenster 15,84 Meter breit[1].Diese geometrische Ordnung des Grundrisses wird durch die symmetrische Anordnung der beiden Haupttreppenhäuser an den Innenwänden der 3achsigen Rücklagen des Corps de Logis unterstützt. Die Seitenflügel werden zusätzlich durch zwei Nebentreppenhäuser, jeweils an der Innenwand zwischen Rücklage und Seitenpavillon liegend, erschlossen. Der Hauptzugang von der Cour erfolgt über drei Tore im Mittelpavillon, weitere vier Eingänge befinden sich jeweils in der ersten Fensterachse der Rücklagen.
 
Souterrain
Von dem Souterrain des Barockschlosses sind keine Werkpläne Stengels bekannt. Das Kellermauerwerk und die Gewölbe sind, ausgenommen die des Mittelpavillons, fast vollständig in situ erhalten und wurden bei der Wiederherstellung des Schlosses renoviert [2]. Vom Mittelpavillon haben sich bis in die Neuzeit die Reste der Fundamente und der Kelleraußenwände erhalten[3]. In Dornburg befand sich unterhalb der Sala terrena des Rez-de-Chaussée ein großzügig angelegter Saal, der aus sechs Kreuzgratgewölben gebildet und von zwei Mittelstützen getragen wird. Die Belichtung erfolgte über drei Kellerfenster unter der Freitreppe zum Garten. In Analogie zu Dornburg kann ein solcher Hauptraum unter dem Gartensaal des Erdgeschosses angenommen werden. Die Kellerräume unter dem Corps de Logis wurden durch geradläufige Treppen erschlossen, die unter dem mittleren Lauf der Grands escaliers angeordnet waren. In den Kellerräumen des linken Flügels befanden sich die erforderlichen Wirtschafts- und Lagerräume, welche über eine Tür von dem Hof vor dem Marstall über ein Nebentreppenhaus angedient wurden[4]. Die Gewölbe im Keller des Nordflügels wurden durch ein Tor auf der Nordfassade direkt neben dem NO-Pavillon von der Saarterrasse aus über eine breite Treppe erschlossen. ( Plan III )
 
Rez- de-chaussée
In dem dreiachsigen Mittelpavillon des Corps de Logis befindet sich das Grand-Vestibül mit zum Garten angeordneter Sala terrena. In den Rücklagen hinter den 3 Fensterachsen zum Hof sind an der Mittelwand zum Hof zu die beiden dreiläufigen Grands Escaliers und zum Garten auf der rechten Seite ein Chambre und eine Garderobe und auf der linken ein Chambre und ein Cabinet angeordnet. Im NO-Pavillon sowie in der Rücklage des Corps de Logis befanden sich das Hofarchiv der Fürsten, zwei weitere Verwaltungsräume und eine Garderobe[5]. Der SO- Pavillon gliedert sich in eine Garderobe unddrei Chambres pour offiziers. Alle Aufenthaltsräume entlang der Gartenseite sind vom Gartensaal über eine Enfilade zu erreichen. Durch diese Aufreihung von Zimmern ist bei geöffneten Türen eine Durchsicht durch die an der Fensterflucht liegenden Räume möglich. Dieses Prinzip der Auffädelung der Räume ist auch im Nord- und Südflügel entlang der Hoffassade gegeben.
Im rechten Flügel (Saarseite) des Rez-de-chaussée befanden sich die durch eine Mittelwand untergliederten Räume der Verwaltung mit Chambres pour la régence et de finance und die Regierungsarchive: Worunter ich vornehmlich verstehe den Gehimbden Rath, das geheime Archiv, und die Amts= oder Finantz=Cammer, nebst der Renteren, welche billig in dem Fürstlichen Pallast seyn sollen, weil es nöthig ist, daß dieselbige der Fürst offtmahls selbst besuche[6]. Nach den Berichten von Adolph Koellner war das Archiv nicht wie die anderen Räume mit einer Balkendecke, sondern, zur Sicherung gegen Brand, mit einem Steingewölbe überdeckt. In der Rücklage befindet sich in der ersten Fensterachse neben dem SO-Pavillon ein Treppenhaus mit Tür zum Garten. Die Stufen begannen unmittelbar hinter der Türschwelle und führten zu dem mit Kreuzgratgewölben überdeckten Saal des Kellergeschosses. Vom Zwischenpodest aus führte eine schmälere Treppe zum Vestibül ins Rez-de-chaussée zwischen Mittelpavillon und Seitenflügel. Daneben war ein Toilettenraum mit vier Aborts angeordnet[7]. Dieser war vom Haupttreppenhaus über einen am Hof liegenden Flur direkt zugänglich. Eine zweiläufige Treppe, im SW-Pavillon  am Hof gelegen, führte zu den Obergeschossen. Das davorliegende Vestibül  war sowohl über Zugänge vom Cour als auch vom Lindenhof betretbar.
Im linken Flügel (Hangseite) logierten in einer zweihüftigen Anlage mit Corridor die Militärverwaltung der von Wilhelm Heinrich unterhaltenen und dem König von Frankreich unterstellten Regimenter. Im SW-Pavillon war die Verwaltung des Personals und die fürstliche Küche untergebracht. Adolph Koellner berichtet, daß sich im unteren Geschoß die Wohnung des Haushofmeisters, Küche und Konditorei befanden[8], unter diesem Nahmen werden bey einem Fürstlichen Hofe begriffe, all die Gelegenheten, deren man bey dem Küchen=Wesen benöthiget ist, nemlich benebst der eigentlichen Küche, da gekochet wird, samt einem Back-Ofen nahe dabey, die Speise=Kammer, die Fleisch=Kammer, ein Winckel, da man die Heute von dem Wild hinein Haut, einer da man das zahme lebendige Geflügel hin thut, welches man nicht alsobald abschlachten kan, und die Rauch=Kammer. Ferner gehöret dazu die Conditerey und die Küchen=Schreiberey, welche alle, so viel möglich, nahe bey einander seyn müssen[9]. Die Toiletten liegen am Wirtschaftshof in der mittleren Fensterachse der Rücklage. Eine neben dem SW-Pavillon in der ersten Fensterachse der Rücklage vorgesehene dreiläufige Treppe zum Keller und den Obergeschossen war sowohl vom Ehrenhof als auch über das Zwischenpodest vom tieferliegenden Lindenhof auserreichbar[10]. Die Seitenflügel der Schloßanlage sind von der Cour durch Türen an den vier Enden der Rücklagen zugänglich. Die Höhendifferenz zum Erdgeschoß wird mit außenliegenden u-förmigen Treppen überwunden. Die unterschiedliche Anzahl der Stufen bestätigt die getroffene Annahme, daß der Hof mit Gefälle zum Schloßplatz hin angelegt war[11]. ( Plan IV )
Beletage
Im Mittelrisalit befindet sich über dem Grand Vestibül des Rez-de-chaussée zum Hof hin der Avant-Sale und zur Gartenseite der Sale à Manger. Der Vorsaal wird direkt über die Grands escaliers erschlossen, während der Speisesaal über diesen bzw. über die Enfilade der flankierenden Repräsentations- und Wohnräume der Fürstenfamilie erreichbar ist. Auf der Nordseite des Corps de Logis befindet sich die Raumsuite des Fürsten mit Anti-Chambre, Chambre d’Audience, Chambre à Coucher en Niche, Cabinet, Garderobe, Toilette mit zwei Aborts . Die Räumlichkeiten der Fürstin im südlichen Teil bestehen aus Chambre de Parade, Chambre à Coucher mit alcove, Toilette, Cabinet, garderobe, Second Garderobe und Toilette mit einem Abort. Die Staatsappartements für den Fürsten und die Fürstin entsprechen dem höfischen Protokoll aus Vorzimmer, Audienzzimmer, Ratszimmer, Schlafzimmer und Kabinett und erfüllen somit die Erfordernisse des Empfangs- und des Regierungszeremoniells einer Residenz. Die Raumdisposition entspricht dem des Appartement double mit einem Teil direkt zugänglicher Räume, wie diese sich beim Schloßtyp Maison de Plaisance herausbildete. An das Fürstenappartement schließt sich in der Rücklage des rechten Flügels ein kleineres Appartement mit einem Anti-Chambre, Chambre, Cabinet und garderobe an, dessen Räume von der Passage vor dem Fürstenappartement und dem Nebentreppenhaus im NW- Pavillon erschlossen werden. Ein drittes Appartement aus Anti-Chambre, Chambre, Cabinet und garderobe befindet sich im NW- Pavillon mit zwei Zugängen vom Nebentreppenhaus. Der von der Fürstin bewohnte linke Flügel war zweihüftig angelegt. Ein Corridor in der Rücklage verband das Haupttreppenhaus mit dem Nebentreppenhaus und ermöglicht den direkten Zugang zu den einzelnen Räumen: Chambre en Niche, Chambre, Garderobe, Chambre und Garderobe. Ein weiteres Appartement mit anti Chambre, Chambre, garderobe und Cabinet en Niche befand sich im SW-Pavillon. ( Plan V )
Mezzanin
Im Mittelpavillon des Mezzanin befindet sich der Grand Sallon ,der Festsaal für den gesamten Hofstaat,  auf beiden Seiten flankiert von den Haupttreppen zum Hof und einem Zimmer zur Gartenfront[12]. Diese Chambres waren für Einzelempfänge vorgesehen und dem Zutritt hochgestellter Persönlichkeiten vorbehalten. Wie beim Chateau simple erstreckt sich der Grand Salon von der Hof- bis zur Gartenseite auf der gesamten Fläche des Mittelpavillons. Stengel knüpft damit an die Renaissancetradition an, den Festsaal ins 2. Obergeschoß zu legen. Diese Anordnung finden wir auch in weiteren Schlössern des 18. Jahrhunderts. Der Hauptzugang erfolgte von den beiden Haupttreppen aus. Durch die Lage im Mezzanin konnte der Saal bei einer Grundfläche von 12,89 x 16,76 Meter bzw. 41’11 x 54,6’ Schuh mit einem Dachstuhl stützenfrei überspannt werden und eine angemessene Höhe erhalten. Die ausreichende Belichtung des Saales wurde durch die Anordnung von drei Fenstern mit darüberliegenden Oberlichtern auf Hof- und Gartenseite erreicht. Die Beheizung des Saales erfolgte durch einen in der Mitte der Schmalwände eingebauten Kamin und gegenüberliegend durch einen freistehenden Ofen. Im Südteil des Schlosses befanden sich die Zimmer der fürstlichen Kinder und deren Personal, im nördlichen Teil die Wohnräume der Gäste. In den darunter befindlichen Geschossen war nur im Südflügel ein Corridor vorhanden. Im Mezzanin war in beiden Flügeln ein Mittelflur (Corridor) feststellbar. Der Dachraum wurde in der Rücklage des rechten Flügels durch eine dreiläufige und des Linken durch eine einläufige Treppe erreicht. Die Toilettenräume befanden sich in beiden Flügeln über denen der unteren Geschosse.( Plan VI )
 


[1] ) Die vier Eckpavillons werden nach der Lage zur Himmelsrichtung als NW-, SW-, SO-, und NO-Pavillon bezeichnet. Dies ist identisch mit der von Gamer im ZGS Saarg. 16, 1968, S. 220, Anm. 3 und der von Volkelt in der Festschrift zur 650jährigen Verleihung des Freiheitsbriefes an Saarbrücken und St. Johann 1971, S. 325, Anm. 14.
[2] ) Der Verfasser hat 1977 im Auftrage der Deutschen Orient-Gesellschaft e.V. Berlin und der Universität des Saarlandes die Ausgrabung der mittel- u. altsyrischen Stadtanlage Mumbaqat geleitet. Aufgrund dieser Erfahrung wurden alle archäologischen Befunde während der Bauzeit des Schlosses von 1981 bis 1992 dokumentiert. Zahlreiche Bauteile der Vorgängerbauten wurden restauriert und in die Wiederherstellung des Schlosses einbezogen.
[3] ) Diese Mauerwerksreste wurden bei den Aushubarbeiten 1987 zum Theatersaal im Untergeschoß des neuen Mittelpavillon 1987 entdeckt und restauiert.
[4] ) Koellner, A., Geschichte der Städte Saarbrücken und St. Johann, Saarbrücken 1865, Band 2, S. 262:  Der Eingang befand sich zur Seite der Talgasse an der Lindenallee.
[5] ) Koellner, Adolph berichtet in seinem Werk "Geschichte der Städte Saarbrücken und St. Johann", Saarbrücken 1865, Band 2, Seite 262: Das Archiv befand sich in einem feuerfesten Gewölbe im unteren Geschoß, am östlichen Ende des Flügels. In den Abbildungen der Planunterlagen Erbach ist im EG-Grundriß ein solches Gewölbe dargestellt. Die durchgeführten Bauuntersuchungen ergaben keinen Indiz dafür, daß dieses Gewölbe auch ausgeführt wurde.
[6] ) Sturm, L.C., Vollständige Anweisung Grosser Herren Palläste, Augsburg 1718.
[7] ) Reste der Abortanlagen wurden bei den Restaurierungsarbeiten an den Kellergewölben des Nordflügels vom Verfasser am 4.9.1985 aufgefunden und dokumentiert. Die Übereinstimmung des Baubefundes mit dem Röchling-Plan des Rez-de Chausée läßt vermuten, daß es sich bei diesem Plan um einen Ausführungsplan handelt.
[8] ) Koellner, A., Geschichte der Städte Saarbrücken und St. Johann, Saarbrücken 1865, Bd. 2, S. 262.
[9] ) Sturm, L.C., Vollständige Anweisung Grosser Herren Palläste, Augsburg 1718.
[10] ) Koellner, Adolph, Geschichte der Städte Saarbrücken und St. Johann, Saarbrücken 1865, Band 2, S. 262: "Der Eingang befand sich zur Seite der Talgasse an der Lindenallee."
[11] ) Fissabre, E. u. Maurer, A. Die Erforschung des Barockschlosses Saarbrücken, Druck in Vorbereitung.
[12] ) Die Hofhaltung des Fürsten Wilhelm Heinrich z.Zt. der Regierungsübernahme und seiner Heirat 1742 umfaßte:
"die höheren Beamten und Hofchargen, 3 Kammerjungfern, 1 Haushofmeister, 2 Kammerdiener, 1 Küchendiener, 1 Küchenschreiber, 3 gutbezahlte Köche (je 400 föi), 1 Bratmeister, 2 Kellermeister, 1 Mundschenk, 2 Gärtner, 1 Hofbäcker, 1 Bierbrauer, 1 Hofschmied, 2 Hoffouriere, 3 Kammerlakaien, 3 Lakeien, 2 Frontteure, 2 Heyducken, 2 Wagenmeister, 1 Kutscher, 11 Reitknechte, 1 Vorreiter, 1 Kalfaktor, 5 Kapaunstopfer, 1 Küchenläufer, 1 Küchenknecht, 1 Heubinder, 2 Garderobejungen, 2 Schmiedeknechte, 1 Bratenwender, 2 Gartenknechte, 4 Garderobemägde, 1 Kindermagd, 2 Silbermägde, 4 Waschmägde, 2 Kuchenmägde, 2 Kehrmägde, 1 Magd, so den Schloßhof säubert. Insgesamt wurden jährlich aus der Hofkammer 30153 fl Gehälter und Löhne bezahlt. Zu den Genannten kommen aus der Hausrechnung und aus der Landrechnung bezahlte Bedienstete, die nur mittelbar oder gelegentlich für den Hof beschäftigt waren." aus Sta. Koblenz 22/2296
Vgl. Schloß Aschaffenburg 1605-1614 in: Erich Bachmann, Schloß Aschaffenburg und Pompejanum amtl. Führer München, 1973, S. 13
Schlösser Hartenfels bei Torgan 1533-1635 in: Hotz, Walter, Schlösser. . .

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