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 V. Stengel-Konvolut

von Alfred Werner Maurer

In der 1910 von Karl Lohmeyer verfaßten Monographie des Barock-Architekten Joachim Friedrich Stengel sind 3 unvollendete Originalrisse zu den 3 Stockwerken des Corps de Logis und des rechten Seitenflügels des Saarbrücker Schlosses aus dem gräflichen Erbachischen Gesamthausarchiv Erbach im Odenwald publiziert[1]. Der linke Seitenflügel ist nur in Umrissen ohne Raumaufteilung dargestellt. Einer dieser Stengel’schen Pläne ist mit 1740 und die anderen zwei mit 1747 datiert[2].
Die von Friedrich Christian I Koellner in seinem Fasciculeband Saarbrücker Alter Thümer gesammelten 102 Pläne sind von Karl Lohmeyer in seinem Buch „Südwestdeutsche Gärten des Barocks und der Romantik“ (Saarbrücken)veröffentlicht[3]. Dieses Arbeitsmaterial aus dem Besitz der saarländischen und pfälzischen Hofgärtnerfamilie enthielt zahlreiche Gartenpläne und Gebäuderisse. Darunter auch die von Lohmeyer veröffentlichen Grund- und Aufrisse der Saarbrücker Residenz und ihrer Nebengebäude, dem Weinkeller und dem Marstall[4].
Der Hauptunterschied zwischen diesen Grundrißplänen und der vorgenannten Plansammlung aus dem gräflichen Hausarchiv in Erbach ist, daß in diesen Plänen der Südflügel des Schlosses nicht ausgezeichnet wurde, aber in seinem Außenumriß angegeben ist. Lohmeyer erläutert dazu: Das einzige waren unvollendete Grundrisse seiner Hand, wie ich sie im gräflichen Archiv von Erbach feststellte, ...[5]. Jörg Gamer erklärt hierzu, daß bis 1747 die Grundrißaufteilung des linken Flügels (Südflügel) noch nicht feststand[6]. 1741 wurde mit den Arbeiten am Corps de Logis begonnen, danach der rechte Flügel und zum Schluß der linke Flügel aufgebaut, weil sich hier der noch bewohnbare Teil des Renaissanceschlosses befand.
Das noch erhaltene Inventarium vom 15. August 1753über die herrschaftlichen Mobilien, die sich in dem hiesigen Schloß befanden, erlaubt uns, das Schloß von Raum zu Raum, von Kabinett zu Kabinett zu durchschreiten und uns einen Eindruck von der Pracht der Ausstattung zu geben. So gab es in dem Rothen Gast-Zimmer sechs fauteuilles von Bildhauerarbeit mit rotem Damast bezogen und ein mamorsteinerner Tisch mit vergoldetem Fuß...[7].Eine 1797 nach dem Tode des letzten Fürsten vorgefundene Mobilarschaft listet den Bestand an fürstlichen Reitpferden, eines fürstlichen Silberser-Vices und Complettbesteck,  einzelne Gerätschaften aus Porcellaine, Silber, Kupfer und Wirkzeug. Erstgenanntes Verzeichnis gibt eine Raumbeschreibung wieder, welche die Darstellungen aus den Röchling- und Erbach-Plänen im Bereich des Mittelrisaliten und des rechten Flügels (Nordflügel) ergänzen. Die Raumnutzung des Südflügels, wie sie sich aus dem Inventar von 1753 erschließen läßt, stimmt nicht mit den Darstellungen der beiden Plansammlungen überein[8]. In der von Erich Fissabre und dem Verfasser dokumentierten Bauaufnahme zum Saarbrücker Schloß wird dargelegt, daß letztgenannte Pläne mit dem Barockbestand des heutigen Schlosses bis auf Einzelheiten übereinstimmen, eine Plangenauigkeit, welche nur für Ausführungszeichnungen zutrifft. Die sorgfältige Darstellung im Grundriß spricht dafür, daß es sich bei dem Röchling-Plan um einen Ausführungsplan und nicht um einen Entwurfsplan handelt[9].
 


[1] ) Nach Mitteilung vom 27.05.1966 der gräfl. Erbach-Erbach u. von Wartenberg Rothischen Rentenkammer sind diese Zeichnungen im zweiten Weltkrieg bei einem Bombenangriff auf Darmstadt vernichtet worden.
[2] ) Lohmeyer, K., F.J. Stengel, Düsseldorf 1911, S. 53, Abb. 18, S. 54, Abb. 19, S. 55, Abb. 20.
[3] ) Lohmeyer, K.: Südwestdeutsche Gärten des Barock und der Romantik, Saarbrücken 1937, S. 44, Abb. 42, S. 45, Abb. 43, S. 46, Abb. 44, S. 47, Abb. 45, S. 48, Abb. 46, S. 49, Abb. 47, S. 50, Abb. 48, S. 51, Abb. 49.
[4] ) Lohmeyer, K.: Südwestdeutsche Gärten des Barock und der Romantik, Saarbrücken 1937.
[5] ) Lohmeyer, K., F.J. Stengel, Düsseldorf 1911.
[6] ) Gamer, J., in Gedenkschrift Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken, 1718-1768, S. 229.
[7] ) Staatsarchiv Koblenz, Abt. 22, Archivalien aus Nassau-Saarbrückischen Besitz, Inventarium vom 15. August 1753.
[8] ) Analog der bisherigen Literatur werden die von Lohmeyer, K. 1911 veröffentlichten Pläne aus dem gräfl. Hofarchiv als Erbach-Pläne bezeichnet, die 1937 publizierten Pläne nach dem damaligen Eigentümer Dr. Max Röchling und seiner Gattin geb. von Voß als Röchlingpläne.  
[9] ) Fissabre, E. u. Maurer, A., Gestaltbild Barockschloß Saarbrücken 1739-1748, Methoden, Arbeitsweisen, Quellen der Rekonstruktion, im Eigenverlag Saarbrücken 1980.

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